Tresor – so schützen Sie wertvolle Unterlagen und Gegenstände
Sie suchen einen besonders gesicherten Aufbewahrungsort für wichtige Gegenstände, Wertsachen oder Dokumente? Dann ist ein Tresor, auch Safe oder Wertschutzschrank genannt, genau das Richtige für Sie. In den vergangenen Monaten kam es zu einem regelrechten Boom beim Kauf von kleinen Tresoren und
Waffentresoren. Doch die im Handel angebotenen Tresoren unterscheiden sich sehr von einander z. B. hinsichtlich des Einbruch- und Feuerschutzes. Mit diesem Einkaufsratgeber möchten wir Ihnen einen Überblick geben, worauf Sie beim Kauf eines Tresors achten sollten. Denn schließlich ist der Kauf eines Tresors eine Anschaffung fürs Leben. Achten Sie deshalb auf qualitativ hochwertige und zertifizierte Tresore.
Gewerbliche oder private Nutzung?
Bevor Sie einen Tresor erwerben möchten, sollten Sie sich folgende Frage stellen:
-
Welche Werte möchte ich sichern?
-
Nutzen ich den Tresor gewerblich oder privat?
-
Soll der Tresor an eine Einbruchmeldeanlage (EMA) angeschlossen werden?
Sicher werden Sie sich nun die Frage stellen, worin der Unterschied zwischen privater und gewerblicher Nutzung besteht. Bei der gewerblichen Nutzung geht man davon aus, dass sich der Tresor auf einem Firmengelände befindet, auf dem sich am Wochenende eher selten Personen aufhalten. So könnten die Einbrecher unbemerkt und ungehört den Tresor „bearbeiten“, ohne dabei gestört zu werden.
Bei der privaten Nutzung sieht das anders aus. Dabei wird davon ausgegangen, dass Diebe im Haus von den Bewohnern selbst oder von Nachbarn beim Versuch, an den Tresorinhalt zu gelangen z. B. durch Schweißarbeiten, gehört werden könnten. Das ermöglicht ein schnelles Eingreifen der Polizei.
Für eine private Nutzung eignen sich z. B. Bargeld, Schmuck, wichtige Unterlagen oder Waffen. Gewerblich genutzte Unterlagen sind z. B. Schecks, Bargeld, Wertpapiere, Schlüssel oder wichtige Geschäftsunterlagen. Ist der Tresor an eine nach VdS anerkannte Einbruchmeldeanlage angeschlossen, verdoppelt sich der Versicherungsschutz.
Die folgende Tabelle stellt die Einbruchschutzklassen (nach ECB-S und VdS) in Verbindung mit dem Versicherungsschutz dar. Dabei fungiert die ECB-S als neutrales Prüforgan mit internationaler Anerkennung. Der Verband der Schadenverhütung (VdS) bezeichnet die nationale, deutsche Richtlinie basierend auf der EN-Norm.
Einbruchsschutz nach EN 1143-1
|
Versicherungssumme
bei gewerblicher Nutzung
|
Versicherungssumme bei privater Nutzung
|
ohne EMA
|
mit EMA
|
ohne EMA
|
mit EMA
|
Klasse 0 (N)
|
10.000,00 €
|
20.000,00 €
|
40.000,00 €
|
80.000,00 €
|
Klasse I
|
20.000,00 €
|
40.000,00 €
|
65.000,00 €
|
130.000,00 €
|
Klasse II
|
50.000,00 €
|
100.000,00 €
|
100.000,00 €
|
200.000,00 €
|
Klasse III
|
100.000,00 €
|
200.000,00 €
|
200.000,00 €
|
400.000,00 €
|
Klasse IV
|
150.000,00 €
|
300.000,00 €
|
400.000,00 €
|
800.000,00 €
|
Klasse IV KB
|
250.000,00 €
|
500.000,00 €
|
in Absprache mit der Versicherung
|
in Absprache mit der Versicherung
|
Klasse V
|
250.000,00 €
|
500.000,00 €
|
in Absprache mit der Versicherung
|
in Absprache mit der Versicherung
|
Klasse V KB
|
375.000,00 €
|
750.000,00 €
|
in Absprache mit der Versicherung
|
in Absprache mit der Versicherung
|
Tresore sollten auch Feuerschutz bieten
Neben dem Einbruchsschutz ist der Feuerschutz nicht außer Acht zu lassen. Schließlich werden in einem Tresor wichtige Unterlagen z. B. in Form von
Papier oder auf
Datenträgern aufbewahrt, die nicht gestohlen oder zerstört werden dürfen.
Feuersichere Tresore teilt man (nach ECB-S und VdS) in zwei Gruppen:
-
„P“ - damit ist ein feuersicherer Tresor für Papier und Dokumente gekennzeichnet. Die Innentemperatur übersteigt in der "heißesten Phase" nicht den kritischen Wert von 170 Grad Celsius.
-
„DIS“ - damit ist ein feuersicherer Tresor für Datenträger wie CDs, Disketten und andere Speichermedien gekennzeichnet. Die Innentemperatur übersteigt in der "heißesten Phase" nicht den kritischen Wert von 50 Grad Celsius.
Eine Kombination aus beiden ist möglich. Dies wird mit der Abkürzung P/DIS gekennzeichnet.
Grad des Feuerschutzes
nach EN 1047-1
|
maximale Temperaturerhöhung (ausgehend von
einer Raumtemperatur von
20 Grad Celsius)
|
Maximale Luftfeuchtigkeit
|
60 Minuten
|
120 Minuten
|
|
|
S 60 P
|
S 120 P
|
150 Grad Celsius
|
|
S 60 D
|
S 120 D
|
50 Grad Celsius
|
85 Prozent
|
S 60 DIS
|
S 120 DIS
|
30 Grad Celsius
|
85 Prozent
|
E 60 P/DIS
|
E 120 P/DIS
|
30 Grad Celsius
|
85 Prozent
|
In Deutschland prüft eine amtliche Materialprüfanstalt (IBMB) in Braunschweig die Tresore in einem speziellen Verfahren auf ihre Feuertauglichkeit. Diese Prüfung gilt in Europa als die strengste. Der Tresor wird dabei u. a. für 60 (S 60 Tresore) bzw. 120 Minuten (S 120 Tresore) einer Beflammung ausgesetzt. Anschließend werden die Tresore noch mindestens eine Stunde (Klasse P) bzw. zwölf Stunden (Klasse D) in einem abkühlendem Brandraum aufbewahrt. Erstaunlich ist, dass die höchste Temperatur nicht während der Beflammung entsteht, sondern in der Abkühlphase. Der Tresor wird anschließend erneut erhitzt und einer Sturzprüfung aus 9,15 m unterzogen. Die Temperatur im Tresor darf während der gesamten Prüfung einen kritischen Wert nicht übersteigen (siehe Tabelle Feuerschutz). Hat er alle Tests überstanden, kann er mit einer Plakette zertifiziert werden.
Im Handel werden auch Tresore nach DIN 4102 angeboten. Sie bieten allerdings nur einen gewissen Feuerschutz von Außen für einen bestimmten Zeitraum (ca. 20 bis 25 Minuten), aber keinen zertifizierten Schutz gegen Brände. Das bedeutet, dass die Inhalte im Inneren heiß und dadurch zerstört werden können.
Ehemalige Sicherheitsstufen
Bei Stahlschränken unterscheidet man nach VDMA 24992:
-
Sicherheitsstufe A: sind einwändige Schränke, die einen leichten Einbruchschutz und keinen Feuerschutz bieten
-
Sicherheitsstufe B: sind mehrwändige Schränke, die einen begrenzten Einbruchschutz und einen leichten Feuerschutz bieten.
Die VDMA-Richtlinie 24992 (Ausgabe Mai 1995) wurde zwar 2003 ersatzlos zurückgezogen, jedoch haben sich viele Hersteller entschieden, Tresore weiterhin nach diesen Kriterien zu produzieren. Ob Stahlschränke diese Sicherheitsstufen erfüllen, kann nur der Hersteller angeben. Dies erkennt man auf dem Typenschild im Tresorinneren mit dem Ausgabestand „Ausgabe Mai 1995“. Allerdings erfolgt keine Zertifizierung bzw. Anerkennung durch Behörden oder Versicherungen. Das bedeutet, dass z. B.
Stahlschränke nach VDMA 24992 nicht mit Wertschutzschränken nach EN 1143-1 verglichen werden können.
Woran erkenne ich einen zertifizierten Tresor?
Ob ein Tresor den genannten Sicherheitsbedingungen bzw. Prüfungen entspricht und nach ECB-S zertifiziert ist, erkennen Sie an der Plakette, die an der Innenseite der Tresortür angebracht ist. Ist der Tresor für Feuerschutz- und Einbruchsschutz zertifiziert, dann sind zwei Plaketten angebracht. Achten Sie auf die Europäische Norm EN 1143-1, sie ist die Prüf- und Zertifizierungsgrundlage. Die fortlaufende Nummer durch den ECB-S (Zertifizierungsrichtlinien auf Basis der EN-Normen) dient Ihnen zur Identifikation des Herstellers und zur Vermeidung von Missbrauch. Die ECB-S-Zertifizierung gibt Ihnen die Garantie, dass die Tresore den Sicherheitsmerkmalen nach geltender Europäischer Norm entsprechen und diese in regelmäßigen Abständen kontrolliert (Qualitäts- und Fremdkontrolle) werden. Diese Richtlinien sind für den Versicherungsschutz sehr wichtig und werden von Versicherungen daher anerkannt.
Übrigens, in Europa prüfen alle Zertifizierungsstellen auf Basis der EN 1143-1. Die Art und Weise kann jedoch von Land zu Land variieren. In Österreich werden die VdS-Prüfungen durch den Verband der Sicherheitsunternehmen Österreichs (VSÖ) anerkannt, sie testen jedoch nicht selbst.
Weitere wichtige Kriterien
Beim Kauf eines Tresors ist ebenfalls das Schlosssystem entscheidend. Folgende Möglichkeiten gibt es:
-
Schlüsselschloss (keine Zahlenkombination merken; Nachteil: ist einfach zu kopieren)
-
Kombinationsschloss (zuverlässig, kein Schlüssel; Nachteil: alte Technik mit komplizierter Öffnung)
-
Elektronikschloss (einfache Bedienung, Mehr-Code-Betrieb möglich, Revisionsschloss, Stiller Alarm; Nachteil: sehr teuer)
Beachten Sie ebenfalls beim Kauf auf das Außen- und Innenmaß sowie das Gewicht und das Volumen des Tresors.
Weitere wichtige Fragen sind:
Beim Kauf eines Waffentresors ist ebenfalls auf die Anzahl der Waffenhalter sowie die Höhe der Waffen zu achten. Vorteilhaft ist auch ein Innentresor, in dem die Munition separat von den Waffen aufbewahrt werden kann, sofern dieser Innentresor der Sicherheitsstufe B nach VDMA 24992 (Stand Mai 1995) entspricht. Dieser kann nur mit einem weiteren Sicherheitsschlüssel oder Code geöffnet werden.
Nachrüstung und Reparatur nur durch zertifiziertes Personal
Übrigens, die Reparatur oder Nachrüstung von Tresoren darf nur von
zertifiziertem Fachpersonal durchgeführt werden. Ansonsten kann es zur Reduzierung oder Aufhebung des Wirkungsgrades und somit des Versicherungsschutzes kommen.