Festplattenanschluss: Kabel ist nicht gleich Kabel
Jede Festplatte, egal, ob intern im Computer oder als externes Gerät betrieben, stellt mit Hilfe eines Datenkabels den Datentransfer sicher. Während bei
externen Festplatten in aller Regel die passenden Transfer- wie auch die Stromversorgungskabel mit im Lieferumfang inbegriffen sind, müssen die Festplattenkabel beim Kauf einer neuen
internen Festplatte und bei Aufrüstungen vorhandener Computer oft zusätzlich erworben werden. Am Markt tummelt sich eine Vielzahl von Kabelherstellern, die verschiedenste Produkte anbieten, wobei jedoch nicht jedes Festplattenkabel für jede Festplatte geeignet ist.
EIDE- oder PATA-Festplattenkabel
40-polige Flachbandkabel
Bei Aufrüstungen älterer Computer mit EIDE-Schnittstellen gestaltet sich die Kabelwahl nicht ganz trivial, da verschiedene Standards teils besondere Festplattenkabel verlangen. Grundsätzlich sind pro IDE-Kanal nur zwei Geräte (Festplatten oder optische Laufwerke) anschließbar, wobei diese jeweils als Master (erstes Laufwerk) oder als Slave (zweites Laufwerk) per Jumper am Gerät eingestellt werden müssen.
Am gleichen Kanal angeschlossene Geräte werden mit einem einzigen Datenkabel betrieben, wobei dieses insgesamt drei 40-polige Abgriffe bietet: einen für den Anschluss am Controller auf der Hauptplatine des PCs und jeweils einen weiteren für Master- und Slave-Laufwerk. Die 40-poligen Kabel sind meist als
Flachbandkabel ausgeführt und wirken dadurch unhandlich und voluminös. Sie eignen sich auch nicht für jedes anzuschließende Gerät. Während optische Laufwerke (CD-ROM- oder DVD-ROM-Laufwerk) und Bandlaufwerke meist mit geringeren Datenübertragungsraten arbeiten (maximal im so genannten UDMA33-Modus), bieten moderne EIDE-Festplatten deutlich verbesserte Leistungsdaten (UDMA66-, UDMA100- und UDMA133-Modus).
Diese hohen Übertragungsraten können von den alten 40-poligen Kabeln durch deren mangelndes Abschirmungsvermögen nicht mehr bewältigt werden, so dass beim Betrieb einer schnellen Festplatte an einem ebenso leistungsfähigen Controller Datenverluste vorhersehbar sind.
80-polige Flachbandkabel
Daher hat die Industrie speziell für diese neueren Modelle Flachbandkabel entwickelt, die zwar über den herkömmlichen Stecker an Controller und Massenspeicher angeschlossen werden, intern aber 80-polig ausgelegt sind (40 Datenleitungen und 40 Masseleitungen zur besseren Abschirmung). Mit diesen neuen Kabeln lassen sich die hohen Transferleistungen zuverlässig sicherstellen. Durch eine farbige Kodierung ist zudem gewährleistet, dass die Geräte in der richtigen Reihenfolge betrieben werden. Bei den 80-poligen Kabeln wird der blaue Stecker an den Controller auf der Hauptplatine angeschlossen, während der graue Stecker für das Slave- und der schwarze Stecker für das Master-Gerät vorgesehen ist.
Rundkabel
Da in modernen Computergehäusen vor allem aufgrund sehr energiehungriger Zentral- und Grafikprozessoren viel Wärme entsteht, ist eine gute Belüftung des Computerinneren zwingend notwendig, um Überhitzungen und daraus resultierende Schäden sowie Defekte zu vermeiden. Herkömmliche EIDE-Flachbandkabel können wie eine Lüftungsschranke wirken, vor allem wenn beide EIDE-Kanäle genutzt werden und zusätzlich im Computer noch ein mit einem Flachbandkabel betriebenes Floppy-Laufwerk im Einsatz ist. Dabei wird die Luftzirkulation im Computergehäuse unterbunden. Aus diesem Grund hat die Industrie
Rundkabel entwickelt, die wesentlich weniger Platz beanspruchen und primär in kleinen Gehäusen oder Computern mit mehreren starken Wärmequellen eingesetzt werden müssen.
SATA-Festplattenkabel
Der neuere SATA-Massenspeicherstandard macht Schluss mit dem überholten Master-/Slave-Konzept.
SATA-Festplattenkabel vereinfachen Anschluss und Konfiguration der Festplatten und optischen oder magnetischen Laufwerke im PC. Da an einem SATA-Anschluss stets nur ein Gerät betrieben werden kann, weisen die dünnen, siebenpoligen Kabel nur zwei Stecker auf. Diese Festplattenkabel können je nach verwendeter SATA-Spezifikation auch größere Längen erreichen als bei EIDE-Systemen. Zudem können bei Verwendung von SATA-Komponenten im Computer keine Hitzestaus mehr entstehen, da die Kabel wesentlich weniger voluminös ausfallen als die alten EIDE-Flachbandkabel.
SCSI-Kabel
Bei der bereits sehr alten SCSI-Spezifikation hat sich historisch bedingt eine Kabelvielfalt für interne Geräte entwickelt, die ihresgleichen sucht.
Die ersten SCSI-Standards boten bereits Anschlussmöglichkeit für bis zu sieben Endgeräte an einem einzigen Bus, die über 50-polige Flachbandkabel angeschlossen wurden. Diese gegenüber dem EIDE-Bus noch breiteren Kabel durften zudem größere Längen erreichen. So finden sich in älteren großen Tower-Systemen teils 50-polige Flachbandkabel mit sieben Abgriffen (Steckern) für Endgeräte. Da der SCSI-Bus zudem an beiden Enden terminiert werden muss und in den ersten Jahren die Terminierung manuell vorgenommen werden musste, sind
SCSI-Kabel mit schweren und voluminösen Terminatoren an einem Ende im Einsatz. Mit der Einführung des 16 Bit-SCSI-Busses wurden die Kabel auf 68 Pole verbreitert.
Da die Stecker jedoch kleiner wurden, ergibt sich auch ein schmaleres Flachbandkabel als bei 8 Bit-SCSI-Systemen. Mit Einführung von Ultra-2-SCSI wurden die 68-poligen Flachbandkabel mit verdrillten Leitungen versehen, wobei die Kabellänge laut Spezifikation auf bis zu zwölf Meter vergrößert wurde. LVD SCSI-Kabel werden daher hauptsächlich in Server-Systemen eingesetzt. Auch bei ihnen findet sich an einem Ende oft ein voluminöser Terminator, der den Bus abschließt.
Um die Kabel handlicher zu gestalten, wurden auch hier wie bei den EIDE-Systemen teilweise bereits in den 1990er Jahren Rundkabel eingeführt, die jedoch erheblich länger sind ihre EIDE-Pendants und auch deutlich mehr Abgriffe bieten. Da bei diesen Festplattenkabel in aller Regel zusätzlich ein Terminator aufgesteckt werden muss, ist der letzte Abgriff bei nicht automatisch terminierenden Endgeräten für den Terminator vorgesehen.
SAS-Kabel
Der SCSI-Nachfolger SAS (Serial Attached SCSI) brachte neben technischen Verbesserungen auch eine wesentlich vereinfachte Verkabelung der Systeme mit sich. SAS-Kabel sind ähnlich aufgebaut wie SATA-Kabel, benötigen keine schweren und großen Busterminatoren mehr und sind als Einzelkabel ausgelegt mit lediglich einer Steckverbindung an beiden Enden. Bei SAS-Systemen sind so genannte MultiLane-Kabel üblich, die den Anschluss mehrerer Endgeräte über jeweils eigene Kabel erlauben. Diese SAS-Kabel für den internen Einsatz haben meistens eine Länge von 50 cm. Die MultiLane-Kabel haben in aller Regel an einem Ende einen 32- oder 36-poligen Stecker, der vier Endgeräte mit jeweils siebenpoligem Gerätestecker am anderen Ende ansteuert.
Empfehlungen und Tipps für den Einsatz von Festplattenkabeln
- Achten Sie insbesondere beim Einsatz von Flachbandkabeln immer auf ausreichende Durchlüftung des gesamten Computers. Breite Kabel können wie eine Luftschranke wirken und Komponenten im System von der Zufuhr kühler Luft abschneiden.
- Bei 80-poligen EIDE-Kabeln sollten Sie immer auf den richtigen Anschluss achten. Der blaue Stecker ist stets für den Controller vorgesehen. Da dieser Stecker eine besondere Kodierung aufweist, die erst die Freischaltung der schnellen Übertragungsmodi ab UDMA66 ermöglicht, zieht ein falscher Anschluss zwangsläufig deutliche Geschwindigkeitseinbußen des Gesamtsystems nach sich.
- Bei hochwertigen EIDE- Kabeln und SCSI-Kabeln sollten die einzelnen Anschlüsse stets noch eine Grifflasche aus Kunststoff aufweisen, damit die Steckerleisten im Bedarfsfall vom Endgerät abgezogen werden können, ohne Pins zu verbiegen.
- Achten Sie beim Kauf herkömmlicher EIDE-Kabel darauf, dass diese eine mittig angebrachte Kunststoffnase an den Steckern aufweisen. Durch die Kunststoffnase ist ein Verpolungsschutz gewährleistet, da die Stecker nicht versehentlich an einem Ende falsch herum aufgesteckt werden können.
- Verwenden Sie insbesondere bei SCSI-Systemen immer Festplattenkabel mit passender Länge. In einem üblichen Tower-Gehäuse sollten die SCSI-Kabel zwei bis maximal vier Abgriffe bieten. SCSI-Kabel mit sieben oder acht Abgriffen sind für den Server- oder Array-Einsatz gedacht. Bei parallelen SCSI-Systemen gilt: Je kürzer die Kabel, desto unproblematischer gestaltet sich die Datenübertragung.